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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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15.05.2024 - festlich

“Denkst du daran, dass wir heute auf die Geburtstagsfeier meiner Mutter eingeladen sind?” Noch während Gunnar die Morgenzeitung las, hörte er die Stimme seiner Frau Marlene in seinem Rücken. Er hatte Mühe, nicht die Augen zu verdrehen und rang sich stattdessen zu einem Nicken durch.

“Natürlich, Schatz. Ich habe mir den Nachmittag extra frei genommen”, erwiderte Gunnar und warf seiner Frau ein kurzes Lächeln zu.

“Ich hoffe, du weisst auch, dass wir uns diesmal etwas festlicher kleiden müssen. Ich will nicht, dass du in deiner alten Tweetjacke zum Geburtstag meiner Mutter gehst. Sie wird nur einmal siebzig und in dem Restaurant, in dem sie feiert, herrscht eine gewisse Kleiderordnung”, sprach Marlene weiter und stellte ihrem Mann eine Tasse Kaffee vor die Nase.

“Keine Sorge, mein Anzug hängt schon frisch gebügelt im Schrank”, entgegnete der Grauhaarige, ohne seinen Blick von der Zeitung zu heben. Er griff mit einer Hand nach der Kaffeetasse und brummte doch, als ein weiteres Mal die Stimme seiner Frau erklang.

“Du weisst, wie wichtig es meiner Mutter ist, dass alles reibungslos verläuft. Sie legt großen Wert darauf, dass alle festlich gekleidet sind und keiner aus der Reihe tanzt.”

Er hob seinen Blick von der Zeitung und sah zu seiner Frau auf. “Was passiert, wenn ich wirklich aus der Reihe tanze und zu meiner alten Tweetjacke greife? Schmeißt sie mich dann raus oder lässt sie mich gar nicht erst ins Restaurant?”

Verblüfft sah Marlene ihren Mann an, bevor sich ein leises Lachen über die Lippen schlich. “Für einen Moment dachte ich tatsächlich, du meinst das ernst?”, erwiderte sie und nahm sich selbst ihre Kaffeetasse. Gunnar schüttelte nur kurz den Kopf und erhob sich von seinem Platz.

“Ich muss noch kurz ins Büro”, gab er knapp zurück und lief in sein Arbeitszimmer, um sich seine Aktentasche zu holen.

“Ich hoffe, du hast dir wirklich frei genommen. Denk daran, dass wir pünktlich im Restaurant sein müssen”, hörte er erneut Marlenes Stimme und diesmal verdrehte er wirklich die Augen.

“Jaja”, brummte er lediglich und verschwand aus dem Haus. Das Restaurant, in dem seine Schwiegermutter feierte, lag auf dem Weg und er konnte es sich nicht verkneifen, einen kurzen Abstecher dorthin zu machen.

Vor dem Gebäude blieb er stehen und sah daran empor. “Gunnar, was machst du denn schon hier?”, drang die Stimme seiner Schwiegermutter zu ihm durch und er sah sofort in ihre Richtung.

“Ich war auf dem Weg zur Arbeit und dachte, ich schau kurz vorbei, wie weit du schon bist”, antwortete der Dunkelhaarige und lächelte seine Schwiegermutter kurz an.

“Alles vorbereitet. Die Gäste können kommen und ich freu mich auf euch. Aber darf ich dich um einen Gefallen bitten?” Verwirrt über die Wortwahl seiner Schwiegermutter nickte Gunnar lediglich.

“Die Tweetjacke, die du hast. Ich möchte, dass du sie heute Abend trägst”, sprach sie direkt aus, was sie dachte, und Gunnar war noch verwirrter als eh schon.

“Bist du dir sicher, deine Tochter ist der Meinung, sie ist nicht festlich genug und ich soll das alte Ding bloß im Schrank lassen”, hakte er schließlich nach, woraufhin seine Schwiegermutter sofort die Hand zu einer abwehrenden Handbewegung hob.

“Meine Tochter hat hier gar nichts zu sagen. Es ist mein Geburtstag und ich entscheide, was meine Gäste tragen. Wenn ich will, dass du die Tweetjacke trägst, weil du dich in ihr wohlfühlst und weil sie dich an deinen eigenen Vater erinnert, dann wirst du sie tragen!”, widersprach die ältere Frau ihm sofort und drückte ihn kurz an sich. “Und jetzt ab zur Arbeit, damit du nachher pünktlich wieder hier bist. In deiner Tweetjacke”, entgegnete sie und verschwand wieder, noch bevor Gunnar überhaupt zu einer Antwort ansetzen konnte. Aber eines wusste er ganz sicher: dem Willen seiner Schwiegermutter konnte er sich unmöglich widersetzen. Erst recht nicht an ihrem Geburtstag.



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